Inhaltsverzeichnis
- Die Anatomie des Zahnes im Kiefer
- Warum muss ein Zahn gezogen werden?
- Mögliche Risiken und Komplikationen bei einer Zahnextraktion
- Ablauf der Zahnextraktion
- Gibt es Besonderheiten bei einer Zahnextraktion?
- Kosten der Zahnextraktion
- Wie sich nach der Zahnextraktion am besten verhalten
- Schmerzen nach dem Zähne ziehen: Direkt zum Zahnarzt gehen?
Die Anatomie des Zahnes im Kiefer
Entgegen der Annahme, dass Zähne fest im Kiefer verwachsen sind, sind sie es nicht. Tatsächlich befindet sich zwischen Zahn und Kieferknochen ein kleiner Spalt. Dieser kleine Spalt wird mit Fasern, den Sharpey-Fasern, überbrückt. Die Fasern sind die Verbindung zwischen Zahn und Kieferknochen. Die Anzahl der Fasern wird von der Wurzeloberfläche bestimmt.
Je größer der Zahn, desto höher die Anzahl der Fasern. Das ist auch der Grund warum Frontzähne leichter zu entfernen sind als Backenzähne. Frontzähne haben nur eine Wurzel und dementsprechend weniger Fasern. Backenzähne hingegen haben zwei oder drei Wurzeln, bei manchen Menschen auch vier, und sind mit einer höheren Anzahl Fasern mit dem Kieferknochen verbunden.
Warum muss ein Zahn gezogen werden?
Bei den Gründen für eine Zahnenfernung unterscheidet man zwischen empfohlenen und absoluten Gründen. Wird die Zahnextraktion empfohlen (relative Indikation), sieht der Zahnarzt dies als sinnvoll an, sie ist aber kein Muss. Bei einer absoluten Zahnextraktion wird der Zahn als nicht erhaltungswürdig bezeichnet und muss gezogen werden.
Empfohlene Extraktion:
- überzählige Zähne ohne Beschwerden
- ein zu kleiner Kiefer
- starker Zahnhartsubstanzverlust ohne Beschwerden
notwendige Extraktion:
- stark gelockerte Zähne plus Defekte im Knochen und am Zahnfleisch
- apikale Parodontitis – nicht heilende Wurzelspitzenentzündung
- wiederkehrende Entzündungen an den Weisheitszähnen
- Fraktur der Zahnwurzel
- Zahnschmerzen und / oder Entzündungen an zerstörten Zähnen (meist durch Karies)
- gelockerte Zähne, die Schmerzen verursachen
- gelockerte Zähne bei einer starken Parodontose
Mögliche Risiken und Komplikationen bei einer Zahnextraktion
Vor jeder Zahnentfernung werden Sie von Ihrem Zahnarzt über mögliche Risiken und Komplikationen aufgeklärt. Auch der Ablauf der Behandlung wird Ihnen vor Beginn ausführlich erläutert. Unterschieden wird zwischen allgemeinen und speziellen Risiken.
Wichtig zu wissen: Die Risiken und Komplikationen können, müssen aber nicht auftreten. Hinzu kommt, dass die allgemeinen Risiken „normal“ sind und in der Mehrheit nach ein paar Stunden, spätestens aber nach zwei bis drei Tagen wieder abklingen. Die speziellen Risiken, die wir Ihnen nachfolgend nennen, treten nur sehr selten auf.
Allgemeine Risiken einer Zahnextraktion:
- Schmerzen
- Hämatome
- Schwellungen
- Entzündungen
- Verletzung von Blutgefäßen
- Gestörte Heilung der Wunde
- Trockene Alveole oder leere Alveole (Blutpfropf hat sich aus der Wunde gelöst)
- Nachblutungen (meist resultierend aus der Einnahme blutverdünnender Medikamente)
Spezielle Risiken einer Zahnextraktion:
- Öffnung der Kieferhöhle im Oberkiefer mit anschließender plastischer Schließung
- Schädigung des Unterkiefernervs
- Schädigung benachbarter Zähne
Mögliche Komplikationen während einer Zahnextraktion:
- Möglicherweise bricht die Zahnwurzel während der Extraktion. Dann muss der Zahnarzt die Zahnwurzel freilegen, um sie entfernen zu können.
- Bei einigen Patienten sind die Wurzeln nicht gerade, sondern schief gewachsen. In diesem Fall muss der Zahn inklusive Wurzel gespalten werden, sodass die Zahnteile einzeln entfernt werden können.
- Eine weitere Komplikation kann die Verrenkung des Kiefergelenks sein, wenn die Zahnextraktion länger als gewöhnlich dauert.
- Sehr selten ist die Ankylose. Die Ankylose bezeichnet das Verwachsen der Zahnwurzel mit dem Kieferknochen. In diesem Fall muss der Zahnarzt den Kieferknochen freilegen und kann dann die Zahnwurzel entfernen.
- Ebenfalls sehr selten sind Schmerzen während der Zahnextraktion. Treten während der Behandlung Schmerzen auf, müssen Sie dies dem Zahnarzt sofort mitteilen, sodass zu schauen ist, ob die Betäubung verstärkt werden muss.
Ablauf der Zahnextraktion
Die Zahnextraktion erfolgt in drei Schritten. Im ersten Schritt wird der Nerv betäubt (Leitungsanästhesie). Meist erfolgt eine weitere Betäubung, die des Zahnhalteapparates (intraligamentäre Anästhesie), sodass der Zahnarzt ausschließen kann, dass weder am Zahnnerv, noch am Kieferknochen Schmerzen auftreten. In der Regel wird die Zahnextraktion unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Bei zu erwartenden Komplikationen oder einer Dentalphobie (Zahnarztangst) kann auch eine Vollnarkose angeraten werden.
Im zweiten Schritt wird der Zahn gelöst. Dazu verwendet der Zahnarzt einen Hebel mit dem er den Zahn leicht hin und her bewegt. Anschließend wird der Zahn mit einer speziellen Zange weiter gelockert, sodass sich der Knochen dehnt und der Zahn entfernt werden kann.
Im dritten und letzten Schritt wird die Wunde gereinigt. Abschließend legt der Zahnarzt einen sterilen Tupfer auf die Wunde und Sie müssen den Mund schließen.
Besonderheit der Zahnextraktion: der Weisheitszahn
Weisheitszähne sind die hintersten Backenzähne und müssen entfernt werden, wenn der Kiefer zu klein ist. In diesem Fall würden sich die anderen Zähne verschieben und schief stehen oder der Weisheitszahn wächst schief heraus und verursacht Schmerzen. Häufig entzünden sich Weisheitszähne auch („dicke Backe“). Lässt sich die Entzündung nicht dauerhaft entfernen, wird der betroffene Zahn oder werden die betroffenen Zähne entfernt.
Liegt der Weisheitszahn noch im Kieferknochen und ist noch nicht vollständig herausgewachsen, muss der Zahnarzt zuerst den Kieferknochen freilegen und kann dann erst den Weisheitszahn ziehen. Die Folgen einer Extraktion des Weisheitszahnes dauern häufig ein wenig länger an, sind aber meist nach ungefähr einer Woche überstanden.
Kosten der Zahnextraktion
Liegt eine medizinische Indikation vor, ist die Zahnextraktion also notwendig, werden die Kosten von allen Krankenkassen (GKV und PKV) übernommen. Je nach gewähltem Zahnersatz fallen anschließend Kosten für diesen an, da die Krankenkassen sich nur anteilig beteiligen.
Wie sich nach der Zahnextraktion am besten verhalten
In der ersten halben Stunde sollten Sie den Mund geschlossen halten und auf den Tupfer beißen. Das stoppt die Blutung. In den ersten zwei Tagen (48 Stunden) sollten Sie nicht rauchen, keinen Kaffee, Tee oder Alkohol konsumieren und nicht schwer körperlich arbeiten. Verzichten Sie darauf Ihren Mund auszuspülen, denn sonst geht der Blutpfropf verloren, der wichtig für die Wundheilung ist. Weitere Tipps und Regeln erhalten Sie von Ihrem Zahnarzt nach der Extraktion.
Schmerzen nach dem Zähne ziehen: Direkt zum Zahnarzt gehen?
Schmerzen nach dem Zähne ziehen sind normal. Meist wird Ihnen Ihr Zahnarzt raten zu kühlen und Schmerzmittel zu nehmen. Bitte nehmen Sie Schmerzmittel nicht länger als zwei bis drei Tage ein.
Halten die Schmerzen nach drei Tagen an oder werden schlimmer, suchen Sie bitte Ihren Zahnarzt auf. Auch bei einer Schwellung, anhaltender Blutung aus der Wunde und einem unangenehmen Geruch aus dem Mund vereinbaren Sie bitte sofort einen Termin. Eine mögliche Wundheilungsstörung nach der Zahnentfernung wird unter Umständen mit Antibiotikum behandelt, das verschreibungspflichtig ist.
Das Team der MKG Hochrhein wünscht Ihnen gute Besserung.